Designer Dog

Welpe oder erwachsener Hund?
Hund vom Züchter oder aus dem Tierschutz?

Für mich persönlich ist zumindest die erste Frage leicht zu beantworten: Ich habe keine Zeit für einen jungen Hund. Ich halte auch die von vielen vorgeschlagenen 6 Wochen zur Eingewöhnung eines Welpen für viiiiel zu knapp bemessen und ehrlich gesagt, habe ich auch nicht den Nerv mich mit einem spackolierenden Teenager auseinander zu setzen. Ja, das klingt komisch, wenn man bedenkt, dass ich den Nerv habe mich mit einem vermurksten Erwachsenen Hund auseinander zu setzen. Vielleicht ist es einfach so, dass es mir mehr Spaß macht, Dinge die bereits angedellert sind, zu reparieren, als auf nagelneue, hochglanzweiße Dinge supergut aufzupassen, damit bloooß kein Kratzer drankommt. Und mit Hunden ist das dann eben genauso. Ich pflege und repariere sie, bis sie nicht mehr angedellert daher kommen, sondern als Unikat mit ein bisschen Patina am Charakter. Und Patina -das wissen wir alle!- ist schick! Das ist vintage! Aber echt muss sie sein..

Jeans, die man bereits mit Löchern kaufen kann, sind mir ebenfalls ein Graus. Hosen in die man aus Versehen ein Loch gefallen hat, weil man, nach zu vielen Sci-Fi-Fantasy- Horror- Serien, auf der Flucht vor steinernen Engeln war: super! Werden von mir gehegt und gepflegt. Hosen, die irgendjemand mutwillig zerstört hat: nee danke.

Und erst Recht würde ich natürlich nie im Leben einen Züchter unterstützen, der mutwillig oder auch nur fahrlässig angedellerte Hunde produziert.
Grundsätzlich habe ich nichts gegen Rassehunde. Es gibt für mich ebenso viele Gründe für einen Rassehund von einem seriösen Züchter, wie es Rassen mit erhaltenswerten Rassemerkmalen gibt…

Mindestens einmal im Monat kommt es sogar vor, dass der Ehemann und ich beim Spazierengehen einen Hund einer bestimmten Rasse sehen und ich seufze: ooooooooh einen Airdale Terrier/Deutsch Drahthaar/ Grand Bleu de Gascogne/ Staffordshire Bulterrier in braun gestromt/ einen Maliiinööööööööseeeeeeen! wollte ich früher auch immer haben…

Selbst, wenn ich mir ganz ehrlich eingestünde, dass Schlamuzzle nicht ewig leben wird (was nicht der Fall ist,weil: Schlamuzzle wird 100), wäre mein Leben zu kurz für all die tollen Hunderassen da draußen, für die es mit Sicherheit jeweils mindestens einen tollen Züchter gibt, der womöglich sogar ein Erwachsenes Tier zu vermitteln hat. Einen Hund vom Züchter schließe ich wie ihr merkt sogar weniger kategorisch aus als einen Welpen.
Zumal ja auch Rassehunde in Tierheimen sitzen und die waren ja auch ganz offensichtlich mal von einem Züchter.
Mein Bruder zum Beispiel hat eine zauberhafte, gänzlich unangedellerte Dalamtinerhündin aus dem Tierheim adoptiert. Geht also auch.

Das einzige Thema bei dem ich wirklich wenig Verständnis aufbringe, sind so genannte Designer Dogs.
Erst neulich saß mir im Zug eine Dame mit einem absolut knutschigen Hund gegenüber, der freundlich und neugierig an mir schnüffelte.
Ich fragte die Besitzerin, ob ich Ihrem Hund hallo sagen dürfe oder ihn ignorieren solle und als sie mir erlaubte, den Hund zu begrüßen, fragte ich: Was ist das für ein Mix?
Die Dame reagierte extreeeem pikiert. Sie zog ihren Hund impulshaft von mir weg und sagte: „Das ist kein Mischling! Das ist ein Schnoodle!“
„Aha,“ antwortete ich trocken, „also ein Mischling.“
Gespräch beendet.

Der Begriff Designerdog zählt für mich nicht. Das sind Mischlinge. Zauberhafte, liebenswerte, hübsche Mischlinge. Nichts gegen die Hunde an sich, ich kenne wahnsinnig viele tolle Mischlinge, manche von Ihnen dürfen sich hochoffiziell Designer-Dog nennen, weil die Besitzer der Elterntiere genau DIESE Verpaarung gewollt haben um einen Prastino Napoleackel (oder was auch immer) zu erhalten; andere dürfen das nicht nicht, weil sie leider aus einem Ups-Wurf stammen und man deshalb leider, leider keine Ahnung hat welchen trendigen Namen man den kleinen in die Rasse-Zeile des Impfbuchs schreiben soll. Ja oder es sind ganz einfach Tierheimhunde mit Elterntieren die unbekannt verzogen sind.

Okay. Mein Problem mit der Sache ist folgendes: Um ein optisches oder gar charakterliches Merkmal zu formen braucht es mehr als einen Wurf. Und der klassische Designerdog zeichnet sich nunmal durch den Mischlingswurf der ersten Generation aus. Bei einigen Welpen wird das gewünschte Merkmal auftreten, bei anderen nicht. Je nachdem ob das Merkmal dominant oder reziprok auftritt mit einer mehr oder wneiger hohen Wahrscheinlichkeit. (ihr erinnert euch an Herrn Mendel und die Erbsen? Bloß dass es bei Säugetieren mit einem deutlich komplexeren DNA- Satz nochmal um einniges komplizierter wird). Und da frage ich mich? Was ist mit dem „Ausschuss“? Was ist mit den normal-haarenden- normal allergenen Labradoodles? Mit unfassbar sturen PeekaPoos?
Wer hat bei diesen Wüfen ein Auge darauf, dass die Elterntiere keine schweren Erbkrankheiten tragen? das ist ja schon bei den Standard-Zuchten anerkannter Rassen ein Problem. Und hier gibt es nichtmal einen Zuchtverband der das im Auge haben SOLLTE.
Und wenn ich immer wieder nur Puggle der ersten Generation erzeuge, dann erhalte ich weder einen vernünftigen Mops, noch einen vernünftigen Beagle, sofern im Erbgut des Mopses Vernunft überhapt angelegt ist, denn beim Beagle findet man sie ja eher nicht…
Spaß beiseite, was ich sagen will ist: der Rasse „Mops“ nützt der „Puggle“ der ersten Generation erstmal nichts.
Ein zielgerichtetes Einkreuzen und Wiederverpaaren über mehrere Generationen hinweg ist hingegen das Einzige was den Mops noch retten kann, ansonsten wird er hoffentlich verboten bevor er von alleine erstickt.

Und dann sind da noch all die Verpaarungen ohne auch nur einen einzigen Sinn und Zweck. „AWWWWWWWWWW… wie süüüß wäre es, wenn meine Candy und dein Bo Weeeeelpeeen hätten? und weißt du wie wir die Rasse nennen würden? Chick-Russels! Tiiihihihihihihihi!“
Und dann stehen die Leute Da mit 11 Hühnchen-Rasseln, denen die Augen aus den Apfelköpchen rausfallen, während sie „spielen“. Was aber nicht weiter schlimm wäre, weil sie es dank des Terrier-Erbes gar nicht merken würden.

Meiner Meinung nach, hilft der Besitzer eines Designer Dogs (Von tatsächlich Hypoallergenen Exemplaren mal abgesehen) vor allem dem eignen Ego. Sein Hund ist etwas besonderes! Speziell für ihn entworfen (das soll doch der Begriff Designer-Dog implizieren)! Wenn ihr mich fragt, ein teures Experiment auf Kosten der Hunde, die auf gut Glück vermehrt werden.

Wer nun zufällig einen Puggledoopee aus dem Tierschutz sein eigen nennt, darf sich natürlich freuen, dass er solch einen Schatz gefunden hat. Da spricht ja wiederum auch nichts gegen, dass alle Mischlingsbesitzer ihren Hund voller Stolz mit allen tollen Rassen, die in ihm vereint sind präsentieren.

Schlamuzzle seineszeichens ist übrigens ein Schäferhund-Rottweiler-Hovawart-Mischling.

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